
Friedhelm Marx
61, Verwaltungsangestellter am Universitätsklinikum Essen
Meine Botschaft
„Wenn man ehrlich ist, viel positive Energie versprüht und positiv denkt, hilft das in schweren Zeiten. Das was man gibt, bekommt man mit Sicherheit auch irgendwie zurück.“
Meine Geschichte
Da hatte auch der liebe Gott seine Finger im Spiel…
Als meine 10 Kinder noch recht klein waren (das jüngste war gerade ein Jahr alt damals und das älteste 15), hatte ich 1998 einen bösartigen Tumor im Darm. Ich musste operiert werden und wusste nicht, ob ich aus dem Krankenhaus wieder rauskomme oder nicht. Meine Töchter hatten so kleine Plastikpuppen, auf denen haben sie immer herumgekaut und ich hab immer geschimpft, weil ich Angst hatte, dass sie sie verschlucken. Diese Püppchen habe ich mit ins Krankenhaus genommen und auf meinen Nachttisch gelegt. Ich hab dann zu Gott gebetet, dass alles wieder gut wird. Wenn du da so sitzt und wartest auf die endgültige Diagnose und dann sagen sie dir, dass es bösartig ist, das ist schon furchtbar und da braucht man Vertrauen.
Mit meiner Frau hab ich vor der OP alles ganz offen angesprochen und geregelt, so Kontosachen, Versicherungen und so. Es waren ja außer mir noch 11 Leute betroffen und wenn es damals nicht gut gelaufen wäre… meine Frau mit 10 kleinen Kindern, das wäre eine Katastrophe gewesen, da muss man vorher offen miteinander sprechen, über die Diagnose und auch darüber, dass man sterben könnte. Vor der Operation hatte ich einen bösen Traum, etwas Dunkles kam, um mich zu holen.
Nach der OP bin ich aufgewacht, da waren gerade die Olympischen Winterspiele im Fernsehen, das weiß ich noch ganz genau, ich hatte Angst. Dann habe ich beim Rauchen einen Mitpatienten getroffen, der hat mir gesagt, dass alles gut werden wird. Das war eine ganz wichtige Begegnung für mich und hat mir geholfen. Die OP verlief gut, ich brauchte keine Chemo oder Bestrahlung und ich denke, da hatte auch der liebe Gott seine Finger im Spiel. Den Mitpatienten habe ich dann nur noch ein einziges Mal wiedergetroffen in meinem Leben, das war ein halbes Jahr später beim Fußball, ganz ohne Verabredung – das ist doch kein Zufall , oder? Ich bin sehr froh, dass Gott seine Hand über mich gehalten hat in dieser Zeit.
Ich habe da so ein Ritual, auf meinem Weg zur Arbeit bete ich an einer bestimmten Stelle immer das Vater Unser.
Wenn mir sowas noch einmal passieren sollte, würde ich das genauso wieder machen, offen über alles sprechen und alles vorher klären und vertrauen.